Als Berliner zum Urlaub nach Lörrach

Kurzzeitig lag Baden-Württemberg zwischen Bayern und Niedersachsen – zumindest auf der Internationalen Tourismusbörse in Berlin. Vom 7. bis zum 11. März 2007 warben in den alten Messehallen am Funkturm 10.856 Aussteller um ein reisewilliges Publikum.

Zeigte auch Lörrach Präsenz? Ein potentieller Lörrach-Tourist auf der Suche nach Informationsmaterial.

Der Weg nach Baden-Württemberg ist faszinierend: Er führt vorbei an anmutig tanzenden Schönheiten aus den Malediven, freundlich lächelnden Männern mit Kriegsbemalung aus Papua-Neuguinea und dem eifrig Hände schüttelnden Maskottchen des Fußball-Bundesligisten Hertha BSC.

Endlich in Halle 6 angekommen, begrüßt Baden-Württemberg seine Besucher mit zahlreichen Attraktionen: Eine engagierte Fachkraft aus der Goldstadt Pforzheim fertigt vor den Augen Neugieriger Schmuckstücke an. Der Kurort Baden-Baden imitiert Casino-Atmosphäre und präsentiert einen Roulette-Tisch. Schließlich sorgt ein kleines Restaurant mit landestypischen Spezialitäten für das leibliche Wohl der Anwesenden. Eine größere Menschenansammlung bildet sich jedoch ausschließlich an einer kreisrunden Bar im Zentrum der Ausstellungshalle, welche kostenlos Wein- und Bierspezialitäten des Musterländles offeriert.

Zur großen Überraschung fehlen Lörrach und sein Umland bei der Präsentation der südwestdeutschen Urlaubsregionen. Die freundliche Dame der Tourismus-Marketing GmbH Baden-Württemberg lächelt milde, als sie von diesem Reisewunsch erfährt und verweist auf die Aussteller des Schwarzwaldes.

Die dortige Ansprechpartnerin runzelt zunächst die Stirn. „Leider kann ich Ihnen keine gesonderten Informationen zur Region Lörrach anbieten“, bemerkt sie entschuldigend. Der touristische Schwerpunkt läge leider in anderen Gegenden. Zum Abschied überreicht die sehr hilfsbereite Frau einen 138seitigen Schwarzwald-Katalog. Immerhin! Lörrach stellt sich ganz bescheiden auf einer Seite mit dem Slogan Kultur in weitgespannter Vielfalt vor.

Der Weg zum Ausgang gestaltet sich aufgrund des letztlich mageren Ergebnisses frustrierend und besonders anstrengend:

Menschenmassen schieben sich durch Hallen, in denen statt nahe liegender Reiseziele wie etwa unser Lörrach, vermeintliche Urlaubshochburgen wie der Sudan, der Iran oder Angola für sich werben.

In Halle 17 keimt noch einmal Hoffnung auf. Hier präsentieren Tourismusunternehmen der Schweiz ihr Heimatland. Zielstrebig wird der Messestand von Basel Tourismus angesteuert. „Wir unterhalten mit dem benachbarten Lörrach keine Kooperation“, ist die einfache und aussagekräftige Antwort des Herrn hinter dem Tresen.

Ernüchtert verlasse ich das Messegelände. Fehlt Lörrach touristisches Potential? Als Dreiland könnte der Landstrich durchaus Akzente setzen, so wie es der deutsch-niederländischen Urlaubsregion am Niederrhein bereits gelingt.

Und während ich in meiner Kreuzberger Stammkneipe sitze und an einem Rothaus Tannenzäpfle nippe, stelle ich mir die kommende Tourismusmesse in Berlin vor. Sie verfügt über einen gut besuchten Messestand des Dreilandes, der für Kultur in weitgespannter Vielfalt wirbt.

Berlin, 15. März 2007 / Erschienen im Puls Magazin April 2007